Luftkompressor [2]

[492] Luftkompressor. – 1. Ventilkompressoren. Hier findet sich fast allgemein der Uebergang von dem[492] schwereren Tellerventil zu den sogenannten masselosen Plattenfederventilen (s. Hörbiger-Ventil, S. 374), von welchen unter andern folgende beachtenswert sind: Sack & Kieselbach in Rath-Düsseldorf baut ein aus Hohlblech gepreßtes, ringförmiges, außen mit kräftigen Spiralfedern belastetes Ventil, mit einem oder mehreren konzentrischen Ringen (Fig. 1).

Das in Fig. 2 abgebildete Ventil der Siegener Maschinenbauaktiengesellschaft hat eine leichte Ventilringplatte mit einer dünnen, zylindrischen Führungsbüchse, und ist innen mit einer kräftigen Spiralfeder belastet. Zur Hubbegrenzung dient ein mit dem Ventilführungsgestell verbundener Anschlag. Die Maschinenfabrik Eßlingen in Eßlingen baut ebenfalls ein masseloses, ringförmiges Plattenventil (Fig. 3 und 4), welches mit drei aus dünnem Uhrfederstahl hergestellten Spiralfedern verbunden ist, die an einem Gewindebogen befestigt und aufgewunden sind. Die Federn werden durch kleine Röhrchen in ihrer genauen Lage festgehalten.

2. Schieberkompressoren. Die in Bd. 6, S. 253, beschriebene Köster-Steuerung wird neuerdings von der Firma Pokorny & Wittekind in Frankfurt a.M. Bockenheim in verbesserter Form ausgeführt [1], indem an Stelle des an jedem Ende des Kolbenschiebers vorhandenen Vollventils sich an jedem Ende ein Ringventil (Fig. 5) befindet, wodurch der Steuerkolben wesentlich entlastet ist, da die nutzbare Schieberarbeit geringer ist als bei der alten Steuerung. Ein weiterer Vorteil ist der geringere Ventilhub des Ventils (nur ca. 60% des alten Ventils). Dadurch ist der Gang des Ventils ein ruhigerer und die Abnutzung desselben geringer, die Haltbarkeit also größer.

Die »Gutehoffnungshütte« in Oberhausen-Sterkrade verwendet für Verbundkompressoren einen dem Köster-Schieber ähnlichen entlasteten Kohlenschieber, jedoch unterscheidet sich derselbe von der Kösterschen Konstruktion dadurch, daß derselbe auf jeder Seite außen ein mit dem Schieber hin- und herbewegtes Doppelsitzventil trägt, welches auf einem ringförmigen Kanal oberhalb des Kolbenschiebers sitzt und die Verbindung zwischen der Druckseite des Zylinders und dem Druckrohr herstellt.

3. Verbundkompressoren. Dieselben werden in neuerer Zeit selbst für kleinere Drücke, 6–8 Atm., angewandt, und zwar als sogenannte Einzylinderverbundkompressoren mit Differential- oder Stufenkolben. Für höhere Drücke werden dreistufige, vierstufige und selbst fünfstufige Verbundkompressoren gebaut.

Ein solcher vierstufiger Kompressor der Berl. Maschb.-Akt.-Ges. vorm. Schwartzkopf ist in Fig. 6 im Vertikallängsschnitt dargestellt. Von der zweiten Mitteldruckstufe führt[493] ein Rohr zu dem am äußersten rechten Ende der Maschine gelegenen Hochdruckzylinder. Der Max.-Druck in letzterem beträgt 150 Atm., die Ansaugleistung 2,6 cbm/min. bei 150 Touren i. d. Min., die Zylinderdurchmesser 300 bzw. 225, 195 und 60 mm, der gemeinsame Kolbenhub 320 mm, der Kraftbedarf bei 100 Atm. 43 PS. (je ca. 1/4 für jede Verdichtungsstufe) und schließlich die höchste Kompressionstemperatur 110° C. Dieser Kompressor ist im Jahre 1909 für die Kgl. Berginspektion Louisenthal gebaut worden.

Einen fünfstufigen Verbundkompressor der Firma Rud. Meyer A.-G. in Mülheim-Ruhr für 150–180 Atm. zeigt Fig. 7 im Längsschnitt. Die Zylinder haben 615/500 mm (1. und 2. Stufe), 255, 140 und 80 mm Durchmesser und saugen bei 400 mm Kolbenhub und 130 Touren 825 cbm Luft in der Stunde an, wobei der Kompressor 220–250 PS. benötigt. Die Maschine ist zum Betrieb von Druckluftlokomotiven bestimmt [2].


Literatur: [1] D.R.P. 219469. – [2] Geliefert 1910 an die Entreprise générale du chemin de fer des Alpes bernoises in Bern.

v. Ihering.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 492-494.
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Faksimiles:
492 | 493 | 494
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